Update Oktober 2025: Was ist los bei der Ausländerbehörde?

Was hat sich seit Mai in der Ausländerbehörde getan? Damals hatten wir euch ausführliche Infos zu den Missständen gegeben und uns vor Ort einen Eindruck verschafft. Antenne Düsseldorf hat sich die Situation wie versprochen angeschaut und gibt einen Überblick, wie es aktuell bei der Düsseldorfer Ausländerbehörde läuft. Nach den Vorwürfen der letzten Wochen hat die Stadt Maßnahmen ergriffen, um die Abläufe zu verbessern. Hier sind die neuesten Entwicklungen:

Menschen warten vor der Ausländerbehörde auf der Erkrather Straße.
© Antenne Düsseldorf

Sicherheitsdienst und neue Mitarbeitende

Die Dezernentin für Migration, Miriam Koch, weist die zuletzt in den Medien erhobenen Vorwürfe zurück. Sie verweist auf den Sicherheitsdienst, der die Mitarbeitenden vor Ort unterstützt, sowie auf die 93 neuen Mitarbeitenden, die in den letzten Jahren eingestellt wurden – allein 35 davon seit dem Frühjahr. Diese Maßnahmen hätten das Arbeitsumfeld deutlich verbessert, so Koch.

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Fortschritte bei der Digitalisierung

Seit März können Anträge online gestellt werden, was laut Koch bereits zu spürbaren Verbesserungen geführt hat. Doch die Digitalisierung endet aktuell noch an der Behördentür. Das soll sich ändern: Bis Jahresende wird die E-Akte eingeführt - dann braucht's natürlich noch Schulungen für die Mitarbeitenden. Dauert also noch etwas, bis wirklich alles digital läuft. Und damit sich Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen - wir erinnern uns, da waren ja mal Akten verloren gegangen - hat sich die Behörde jetzt erstmal ne Zwischenlösung überlegt.

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Zwischenlösungen und Zukunftspläne

Miriam Koch ist optimistisch: Mit der vollständigen Digitalisierung bis 2026 sollen Wartezeiten verkürzt und die Abläufe effizienter gestaltet werden. Und wenn die E-Akte 2026 dann eingerichtet ist, dann ist Miriam Koch wunschlos glücklich, hat sie uns verraten.

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Auszeichnung für die Ausländerbehörde

Trotz der Kritik gibt es auch positive Nachrichten: Die Düsseldorfer Ausländerbehörde wurde mit dem „TOP ABH-Award 2025“ ausgezeichnet. Grund dafür ist ein neues Team, das seit März gezielt Neuanträge bearbeitet. Besonders gelobt wurden die schnellen Bearbeitungszeiten in diesem Bereich. Miriam Koch zeigt sich stolz auf die Reformen und sieht die Auszeichnung als Bestätigung für die Fortschritte der Behörde.

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Die Situation vor Ort (im Mai 2025)

Nacht für Nacht bilden sich vor der Ausländerbehörde an der Erkrather Straße aktuell lange Schlangen - die Menschen hoffen auf einen Termin am nächsten Tag. Insgesamt leben in Düsseldorf 165.000 Menschen ohne deutschen Pass. Sie alle müssen regelmäßig Anträge bei der Ausländerbehörde stellen. Die Gründe für die Situation vor Ort sind vielfältig, auf dieser Seite geben wir einen Überblick über die verschiedenen Aspekte und Perspektiven.

Wir waren Ende April und Anfang Mai selbst vor Ort, um uns die Situation vor der Ausländerbehörde persönlich anzuschauen. Und obwohl es nachts zum Teil wirklich kalt war, haben wir früh morgens zig Menschen angetroffen, die offenbar die Nacht vor der Behörde verbracht hatten. Dort haben sie mit Campingstühlen und dicker Winterkleidung bis zu 8 Stunden gewartet, um morgens einen der begehrten Notfalltermine zu erhalten.

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Die Sicht der Betroffenen

Menschen warten vor der Ausländerbehörde auf der Erkrather Straße.
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Warum stehen die Menschen an?

Wir haben vor Ort mit Betroffenen gesprochen. Die meisten Menschen, die dort anstanden, brauchten dringend eine Arbeitserlaubnis. Viele Menschen haben uns gesagt, dass sie schon vor Monaten einen Antrag gestellt haben, aber nie eine Rückmeldung erhalten haben. In ihrer Verzweiflung haben sie sich dann nachts vor der Behörde angestellt, um einen der täglichen Notfalltermine zu bekommen. So geht es auch Armin und Arina - beide haben in Düsseldorf studiert und einen Anschlussjob gefunden. Ohne die Arbeitserlaubnis können sie aber nicht anfangen. Und Said Hussein droht seinen Job zu verlieren:

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Wer gilt als Notfall?

Die Behörde hat klar festgelegt, wer als Notfall gilt und Anspruch auf einen der derzeit 70 sogenannten Ad-hoc-Termine hat, die täglich angeboten werden: Notfälle sind demnach ein drohender Jobverlust, drohender Leistungsverlust oder eine dringende Reise. Said Hussein hätte folglich Anspruch auf einen solchen Termin. Der Arbeitsvertrag von Arina läuft allerdings erst ab Juni - ob sie als Notfall eingestuft wird, ist daher nicht klar, obwohl sie schon seit Wochen auf eine Rückmeldung wartet.

Fortwirken der Erlaubnis

Birgit Appel von Flüchtlinge Willkommen in Düsseldorf stellt klar: Auch Arbeitgebende sollten sich richtig über die Rechtslage informieren. Denn wer schon einmal eine Arbeitserlaubnis hatte, müsse nur darauf achten, seinen Antrag pünktlich zu stellen:

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Weitere Probleme vor Ort

Weil die Wartezeiten so lang sind, soll sich um die begehrten Plätze vor der Behörde ein regelrechter Markt entwickelt haben. Das haben uns Betroffene berichtet. Amtsleiter Rana Bhattacharjee kann nicht ausschließen, dass tatsächlich Plätze weiterverkauft werden:

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Vorwürfe von Betroffenen, wonach sich auch der Sicherheitsdienst an der Situation bereichern würde, weist Bhattacharjee hingegen zurück. Er verweist auf die hohen Auswahlstandards für die Ordnungskräfte: Sie kämen von einem Drittanbieter, der von der Behörde regelmäßig überprüft werde. 

Menschen warten vor der Ausländerbehörde an der Erkrather Straße.
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Die Reform der Ausländerbehörde

Fachkräftemangel in der Behörde

Vor 2 1/2 Jahren hat Rana Martin Bhattacharjee die Leitung des Amts für Migration und Integration übernommen. Das Ziel: Bhattacharjee soll die Behörde umfassend reformieren. Mehr Mitarbeitende, mehr Digitalisierung und eine bessere Erreichbarkeit seien geplant, heißt es. Im ersten Schritt ist die Zahl der Mitarbeitenden in den letzten Jahren von 135 auf 192 angestiegen. Eine interne Untersuchung zeigt jedoch, dass noch 60 weitere Fachkräfte benötigt werden, um die geplante Service-Verbesserung tatsächlich umsetzen zu können. Das Problem: Neues Personal muss erst einmal angeworben und dann auch angelernt werden. Das komplexe Ausländerrecht mache eine Einarbeitungszeit von 1-2 Jahren notwendig, schätzt Bhattarcharjee. Deshalb könne auch das Kontingent an persönlichen Terminen nur nach und nach erweitert werden.

Mehr Digitalisierung

Seit Mitte März gibt es ein neues Antrags-Tool auf der Website der Ausländerbehörde. Damit können fast alle Anträge online gestellt werden - in neun Sprachen. In den ersten sechs Wochen sind bereits mehr als 5.000 Anträge über das Tool bei der Behörde eingegangen. Und es hat unmittelbar Auswirkungen auf die Terminvergabe bei der Behörde, sagt Integrations-Dezernentin Miriam Koch:

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Das Antrags-Tool ist nur eine der Neuerungen auf der Behörden-Website. Deren Aufteilung orientiert sich jetzt an den Zuständigkeiten innerhalb der Behörde, das soll zukünftig die Bearbeitungszeiten verkürzen, sagt Amtsleiter Bhattacharjee. Und auf der Startseite der Behörde finden sich Links zu häufigen Anliegen. Zwei Mankos fallen allerdings auf: Die mobile Ansicht der Seite ist deutlich unübersichtlicher und der Bereich der häufig gestellten Fragen (FAQ) behandelt lediglich zwei Fragen - hier kann also in Sachen einfache Kommunikation noch nachgebessert werden. Bhattacharjee hat aber sowieso noch weitere Pläne zu Digitalisierung seiner Behörde:

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Verbesserte Kommunikation

85 % der Beschwerden bei der Ausländerbehörde gehen auf schlechte oder fehlende Kommunkation zurück, weiß Amtsleiter Bhattacharjee. Und das soll sich ändern. Ein häufiger Beschwerde-Grund: Die Telefon-Hotline sei nicht erreichbar. Tatsächlich beschränkt sich die telefonische Erreichbarkeit bislang auf wenige Stunden an nur drei Tagen in der Woche. Das soll jetzt aber besser werden: Durch mehr Mitarbeitende sei es möglich, die Zeiten der Telefonhotline auszuweiten, verspricht Dezernentin Koch.

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Und Amtsleiter Rana Bhattacharjee ergänzt, dass die telefonische Hotline auch neue Befugnisse bekommen soll:

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Reaktionen aus der Düsseldorfer Wirtschaft

Plakette mit dem Aufdruck IHK Düsseldorf
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Industrie- und Handelskammer Düsseldorf

Auch die Düsseldorfer Wirtschaft macht sich Gedanken um die Situation vor der Ausländerbehörde. Die bürokratischen Hürden durch die Behörde seien auch ein Problem für Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland beschäftigen, sagt Nikolaus Paffenholz von der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK). Denn das Einstellen internationaler Fachkräfte sei ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel in unserer Stadt, so Paffenholz weiter. Das zeigt auch der aktuelle Fachkräftereport der IHK. Der Abbau bürokratischer Hürden sei deshalb wichtig für die Attraktivität des Standorts Düsseldorf.

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Handwerkskammer Düsseldorf

Ein Tischler arbeitet mit manuellem und elektrischem Werkzeug.
© Broadway - stock.adobe.com
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Und auch die Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) sieht Migration und Integration als wichtige Faktoren bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels - insbesondere in handwerklichen Berufen. Bei einer Vollversammlung Anfang Mai hat sie deshalb klare Forderungen formuliert. Im Fokus des Beschlusspapiers stehen unter anderem mehr und bessere Sprachkurse:

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Wir behalten die Lage vor Ort weiter im Blick und berichten hier über Veränderungen und weitere Neuerungen bei der Ausländerbehörde.

Weitere Infos und Links zum Thema:

Der Fachkräftereport der IHK Düsseldorf

Das Beschlusspapier der HWK Düsseldorf

Das meldet die Stadt zur Reform der Ausländerbehörde


Autorin: Julia Trompeter


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