Zwischen Kirmes und Katharsis: Kesha macht einen Punkt
Veröffentlicht: Freitag, 04.07.2025 12:11

Musik
Berlin (dpa) - Kesha meldet sich nach zwei Jahren mit ihrem neuen Album «.» zurück - laut, frei und kompromisslos. Elf Songs zwischen Pop, Rap und einem Hauch Country zeigen: Die 38-Jährige hat genug erlebt – und endlich die Kontrolle über ihre Musik. Ein Neustart mit Ansage.
Musikalischer Neuanfang nach Rechtsstreit
Auf ihrem sechsten Album geht es um Selbsterkenntnis, Empowerment und künstlerische Freiheit. Kesha bricht mit männergemachten Konventionen, pocht wie ihre Kolleginnen Lady Gaga, Miley Cyrus, Ayesha Erotica oder hierzulande Ikkimel und SXTN auf das Recht auf Partys, Sex, Alkohol - selbstreflektiert und stolz.
Bekannt wurde Kesha auch durch rechtliche Auseinandersetzungen mit ihrem früheren Produzenten Dr. Luke. 2014 warf sie ihm vor, sie über Jahre manipuliert und sexuell missbraucht zu haben. Dieser wies die Anschuldigungen zurück und verklagte seinerseits die Musikerin. 2023 legten die beiden den langjährigen Rechtsstreit außergerichtlich bei. Ihr Vertrag mit Dr. Lukes zu Sony gehörendem Label Kemosabe Records wurde beendet.
Im März 2025 wurden auf Spotify, Apple Music und Co. sämtliche Albumcover von Kesha mit einem großen rosa Kreis überdeckt. Der rosa Punkt soll wie auch der Albumtitel wohl symbolisch für den Bruch mit alten Strukturen stehen – und dafür, dass Kesha jetzt die Rechte an ihrer eigenen Musik besitzt. Das neue Album ist ihr erstes auf ihrem eigenen Label Kesha Records.
So klingt es:
Das Album startet sphärisch: der insgesamt über sechs Minuten lange Opener «Freedom» lässt sich mehr als zwei Minuten Zeit, bevor es richtig losgeht – «I only drink when I am happy and I am drunk right now», singt Kesha und öffnet damit die Tür zu ihrer eigenen Party – ein Song perfekt auch als Live-Show-Opener.
Der Sound bewegt sich zwischen harten Beats, bunten Kirmes-Vibes («Delusional»), und dem Country-tauglichen «Yippee-Ki-Yay», während Titel wie «Boy Crazy» und «Joyride» als perfekte Tanz-Tunes daherkommen: Songs, die sich bestens dafür eigenen, beim Fertigmachen fürs Ausgehen extrem laut gehört zu werden.
Besonders ist der Album-Closer «Cathedral», wenn Keshas Stimme ganz verletzlich, diesmal gar nicht verzerrt, von tief drinnen kommt – bewegend.
Werdegang:
Nach dem Durchbruch mit dem Song «TiK ToK» (2009) durchlief Kesha mit ihren Alben eine künstlerische und persönliche Wandlung – vom Party‑Pop in ihren Anfängen über Country und Glam Rock («Rainbow», 2017) bis zum psychedelischen und experimentellen Pop («Gag Order», 2023).
Kesha hat auch für andere Songs mitgeschrieben, darunter «Till the World Ends» (2011) für Britney Spears und Lieder für Ariana Grande, Miley Cyrus und Miranda Cosgrove.