VW-Dieselaffäre: Was bisher aufgearbeitet wurde

VW-Dieselprozess
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Chronologie eines Skandals

Braunschweig (dpa) - Die Dieselaffäre lässt Volkswagen weiterhin nicht los. Die juristische Aufarbeitung des 2015 aufgedeckten Skandals läuft noch immer und dürfte mit den aktuellen Urteilen nicht beendet sein. Ein Rückblick:

3. September 2015: VW räumt hinter den Kulissen gegenüber der US-Umweltbehörde EPA Manipulationen bei Diesel-Abgastests ein. Kurz darauf wird bekannt, dass VW eine Software eingesetzt hat, um Test-Messungen des Schadstoffausstoßes künstlich zu drücken.

23. September 2015: VW-Vorstandschef Martin Winterkorn tritt zurück, zwei Tage später beruft der Aufsichtsrat Porsche-Chef Matthias Müller als Nachfolger.

15. Oktober 2015: Das Kraftfahrt-Bundesamt ordnet einen Pflichtrückruf aller VW-Dieselautos mit Betrugs-Software an. In ganz Europa müssen 8,5 Millionen, in Deutschland 2,5 Millionen Wagen in die Werkstatt.

Affäre wird juristisch aufgearbeitet

25. Oktober 2016: US-Rechtsstreit um VW-Dieselwagen mit 2,0-Liter-Motoren: VW einigt sich auf 16 Milliarden Dollar Entschädigung an Kunden, Behörden, Händler und US-Bundesstaaten.

11. Januar 2017: VW und das US-Justizministerium einigen sich bei einem Vergleich in strafrechtlichen Fragen auf eine Zahlung von 4,3 Milliarden Dollar.

31. Mai 2017: Es wird bekannt, dass VW-Tochter Audi in Deutschland und Europa unzulässige Abgas-Software verwendet hat.

12. April 2018: VW-Markenchef Herbert Diess wird zum Nachfolger von Müller an der Konzernspitze berufen.

3. Mai 2018: Die US-Justiz ermittelt gegen Ex-VW-Chef Winterkorn und erlässt einen Haftbefehl. Winterkorn sei Teil einer Verschwörung gegen US-Umweltgesetze gewesen.

VW-Konzern zahlt Bußgelder in Milliardenhöhe

13. Juni 2018: VW akzeptiert ein Bußgeld der Staatsanwaltschaft Braunschweig von mehr als einer Milliarde Euro wegen Aufsichtspflichtverletzungen bei der Fahrzeugprüfung.

10. September 2018: Ein Kapitalanleger-Musterverfahren beginnt vor dem Oberlandesgericht Braunschweig. Musterklägerin ist die Sparkassen-Fondstochter Deka Investment. Ziel des Prozesses ist eine Rahmenentscheidung, die für alle Beteiligten bindend ist.

16. Oktober 2018: VW-Tochter Audi akzeptiert ein Bußgeld von 800 Millionen Euro wegen «Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben» bei bestimmten Dieselmotoren.

7. Mai 2019: VW-Tochter Porsche muss wegen Aufsichtspflichtverletzungen bei Fahrzeugemissionen ein Bußgeld von 535 Millionen Euro zahlen.

28. Februar 2020: VW und der Bundesverband der Verbraucherzentralen einigen sich auf Entschädigungen von 830 Millionen Euro für rund eine Viertelmillion VW-Dieselfahrer. Je nach Modell und Alter des Autos können sie jeweils zwischen 1350 und 6257 Euro erhalten.

19. Mai 2020: Das Verfahren um mögliche Marktmanipulation gegen Vorstandschef Diess und Chefaufseher Hans Dieter Pötsch wird gegen Zahlung von neun Millionen Euro eingestellt. 

25. Mai 2020: Der Bundesgerichtshof entscheidet in seinem ersten Urteil zum VW-Abgasskandal: VW muss getäuschten Diesel-Käufern Schadenersatz zahlen.

Gegen Ex-VW-Spitze wird auch strafrechtlich ermittelt

9. Juni 2021: Winterkorn und weitere Ex-Topmanager zahlen Rekord-Entschädigungen an VW. Die knapp 288 Millionen Euro kommen größtenteils aus Versicherungsleistungen, teils auch aus den persönlichen Vermögen.

27. Juni 2023: Im ersten strafrechtlichen Urteil in Deutschland entscheidet das Landgericht München auf ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung für Ex-Audi-Chef Rupert Stadler wegen Betrugs - und einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

3. September 2024: Vor dem Braunschweiger Landgericht beginnt nach jahrelanger Verzögerung der Betrugsprozess gegen Winterkorn. Nach nur wenigen Verhandlungstagen unterbricht ein Unfall Winterkorns den Prozess. Ob und wann das Verfahren fortgesetzt werden kann, ist offen.

26. Mai 2025: Das Landgericht Braunschweig spricht vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig. Zwei Angeklagte sollen mehrjährige Haftstrafen antreten, zwei Ex-Mitarbeiter erhalten Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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