PFAS im Wasser: Die "Ewigkeitschemikalien" sind überall - und nicht ungefährlich

Sie lösen sich nicht auf, sie stecken überall. Eine Stichprobe des Bundes für Umwelt und Naturschutz bestätigt:: PFAS sind massiv in der Umwelt verbreitet.

Ein Detail eines Belebungsbeckens in einem Klärwerk. Einige PFAS finden unter anderem über Kläranlagen ihren Weg in Flüsse, Seen und Meere.

In 42 von 46 untersuchten Proben bundesweit fanden die Fachleute diese Chemikalien - beunruhigende Zahlen für ein Schadstoff-Problem, das längst auch NRW betrifft. Das Tückische an den sogenannten Ewigkeitschemikalien: Sie verschwinden nicht einfach. Sie landen im Trinkwasser, in Flüssen, im Grundwasser und sogar in Lebensmitteln -und lassen sich mittlerweile auch im menschlichen Körper nachweisen.

NRW misst seit 20 Jahren – mit gemischten Ergebnissen

In Nordrhein-Westfalen wird die PFAS-Belastung seit fast zwei Jahrzehnten intensiv kontrolliert - und es gibt tatsächlich gute Nachrichten: In Gewässern wie der Ruhr oder dem Rhein ist die Gesamtbelastung deutlich zurückgegangen. Allerdings zeigt sich gleichzeitig ein anderes Phänomen: Die Experten entdecken immer mehr verschiedene PFAS-Arten. Das mag paradox klingen, bedeutet aber nicht automatisch mehr Schadstoffe insgesamt - vielmehr gibt es mehr verschiedene Untergruppen dieser Chemikalienklasse. Laut einem Bericht des Landesamts für Natur, Umwelt und Klima NRW werden die landesweit angestrebten Umweltqualitätsnormen für PFAS jedoch noch nicht erreicht. Es bleibt also noch viel zu tun.

Überall präsent - vom Feuerlöschmittel bis zur Outdoor-Jacke

Das Problem liegt in der breiten Anwendung dieser Chemikalien: PFAS werden vor allem wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften eingesetzt. Sie sind wasser-, öl- und schmutzabweisend. Diese Fähigkeiten machen sie für Industrie und Verbraucher attraktiv. Man findet PFAS deshalb in Feuerlöschmitteln, in Beschichtungen von Textilien und Outdoor-Ausrüstung, aber auch in Lebensmittelverpackungen.

Alexander Seitz, Probenahmetechniker eines Umwelt-Ingenieur-Büros zur Altlasten-Erkundung, entnimmt Bodenproben auf einem Acker nahe dem US-Militärflugplatz Katterbach
PFAS sind allgegenwärtig: Sie finden sich in Gewässern, Böden, Lebensmitteln und sogar im menschlichen Blut. Besonders problematisch ist ihre Verbreitung über Kläranlagen und kontaminierte Böden© picture alliance/dpa | Daniel Karmann
PFAS sind allgegenwärtig: Sie finden sich in Gewässern, Böden, Lebensmitteln und sogar im menschlichen Blut. Besonders problematisch ist ihre Verbreitung über Kläranlagen und kontaminierte Böden
© picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Krebs, Leber- und Nierenschäden: PFAS unter Verdacht

Genau hier liegt das Gesundheitsrisiko: Einige PFAS-Varianten stehen im Verdacht, Krebs auszulösen oder Leber- und Nierenschäden zu verursachen. Ein großes gesundheitliches Fragezeichen, das die EU ernst nimmt.

Die EU-Kommission und das EU-Parlament arbeiten bereits an einer Regulierung und teilweise einem Verbot dieser Chemikalien – ein kniffliges Unterfangen allerdings. Denn wer PFAS verbietet, muss auch Alternativen schaffen: Wie sollen dann Feuerlöschmittel funktionieren? Wie lässt sich Outdoor-Ausrüstung wasser- und schmutzabweisend machen?

Die Lage ist kompliziert: Nicht alle PFAS-Varianten sind gleich gefährlich, und ein einfaches Verbot würde ganze Industrien lahmlegen.

Autor: José Narciandi

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