Rassismus am Düsseldorfer Schauspielhaus

Ron Iyamu ist seit 2019 Schauspieler am Düsseldorfer Schauspielhaus. Der 29-jährige ist festes Mitglied im Ensemble des Jungen Schauspiels. Iyamu ist der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen und wurde in Hannover geboren.

© Sandra Then

Laut Iyamu gab es in seiner Zeit am Schauspielhaus mehrere rassistische Vorfälle. Im Interview mit Antenne-Düsseldorf-Reporterin Alina Liertz spricht Ron Iyamu über seine Erfahrungen.

© Antenne Düsseldorf

Statement Düsseldorfer Schauspielhaus

Auf Nachfrage von Antenne Düsseldorf haben der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses Wilfried Schulz und die Theaterleitung folgendes Statement abgegeben:

"Ron Iyamu ist seit August 2019 festes Mitglied unseres Ensembles. Er setzt sich seit Jahren aktiv und öffentlich gegen Rassismus ein [...]. Ron Iyamu berichtet von einer Vielzahl eigener Rassismus-Erfahrungen, die uns sehr betroffen machen und erschüttern. Seine Erfahrungen beziehen sich unter anderem auf die jüngere Vergangenheit und stehen leider auch im Kontext seiner Arbeit am Düsseldorfer Schauspielhaus. 
Uns war nicht bewusst genug, wie weitreichend und tiefgreifend diese Erfahrungen für ihn sind. Wir verurteilen jegliche Form von Rassismus und möchten nicht, dass jemand rassistisch behandelt wird. Wir haben seine persönliche Betroffenheit, das Ausmaß der Verletzungen und vor allen Dingen die Aufarbeitung falsch eingeschätzt. Das tut uns sehr leid! Wir bedauern sehr, dass wir den Vorfällen nicht konsequenter begegnet sind. Das war ein Fehler. Wir bitten um Entschuldigung für die entstandenen Verletzungen und hoffen auf die Fortführung der persönlichen Gespräche. 
Rassismus darf in unserer Institution keinen Platz finden. Wir verfolgen und initiieren seit vielen Jahren Programme und Aktionen gegen Rassismus – auf und jenseits der Bühne. Ein wesentlicher Baustein ist in diesem Kontext die Position des Diversity-Beauftragten - eine Position, die wir Mitte 2019 besetzen konnten. Uns wichtig sind auch die Anti-Rassismus-Fortbildungen für Mitarbeiter*innen. Die Ereignisse zeigen uns aber eindeutig, dass wir noch sehr viel mehr an unseren internen Strukturen arbeiten müssen, um Missstände zu erkennen und zu beseitigen – und vor allen Dingen, um den Betroffenen Gesprächsraum und Unterstützung bieten zu können. 
Wir werden einen Code of Conduct[Verhaltenskodex] einführen, mit dem wir unsere Haltung, Werte und unser Handeln innerhalb unserer Institution beschreiben. Diesen werden wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen bis Ende Juni debattieren und verabschieden. Im Zuge des Code of Conduct wird es künftig auch Ansprechpartner*innen geben, an die sich Betroffene unmittelbar wenden können."

Vorsitzender des Kulturausschusses fordert Konsequenzen

Der Vorsitzende des Kulturausschusses Manfred Neuenhaus fordert im Antenne-Düsseldorf-Interview Konsequenzen und transparente Aufarbeitung:

© Antenne Düsseldorf

Auch die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Isabel Pfeiffer-Poensgen und Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Schauspielhauses ist, haben sich zu den Rassismusvorwürfen geäußert:

„Hier ist kein Platz für Rassismus – nicht im Schauspielhaus, nicht in Düsseldorf und nicht in Nordrhein-Westfalen. Dass ein Schauspieler am Schauspielhaus rassistisch behandelt und diskriminiert wird, ist nicht tolerierbar. Es ist notwendig, dass das Schauspielhaus die Vorfälle konsequent aufarbeitet, entsprechende Konsequenzen zieht und Maßnahmen ergreift, dass sich dies nicht wiederholen kann.“

Das Düsseldorfer Schauspielhaus ist im Übrigen eins von acht Theatern in Deutschland, dass wegen seiner Bemühungen zu mehr Diversität Geld vom Bund erhält.

Autorin: Alina Liertz


Weitere Infos zu diesem Thema

Schauspieler Ron Iyamu bei Facebook

Homepage des Düsseldorfer Schauspielhauses

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