Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut - Wie ist die Lage?

Bewältigt ist die Jahrhundertflut in NRW aber noch nicht. Das zeigt ein beispielhafter Blick nach Bad Münsteifel im Kreis Euskirchen. Wie sieht es dort gerade aus?

Euskirchen (dpa/lnw) - Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 wütete in vielen Städten und Gemeinden - allein in Nordrhein-Westfalen starben

49 Menschen. Wie sieht es heute, zwei Jahre danach, dort aus, wo die größten Wassermassen ihr Unheil anrichteten? Haben die Menschen die Katastrophe verarbeitet?

Vor allem in der Eifel, der Region um Aachen und Bonn, in Hagen und in Teilen des Bergischen Landes gingen um den 14. Juli 2021 extreme

Niederschläge und Starkregen nieder - es gab große Schäden. Besonders betroffen war der ländliche Kreis Euskirchen, wo 26 Menschen starben. In Bad Münstereifel wurde die beschauliche Erft zu einer zerstörerischen Macht. Und in dem bei Wanderern beliebten Gemünd stand das Wasser meterhoch. Inzwischen sind viele Schäden äußerlich behoben. Und: Die Antragsfrist für Hilfen wurde verlängert.

Altena, eine Woche nach der Flutkatastrophe
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So sieht es in Bad Münstereifel aus

Die mittelalterliche Schöne ist wieder eine Attraktion für Ausflügler und nicht für Hochwasser-Touristen. An der Haupteinkaufsmeile zwischen den Stadttoren haben die Geschäfte wieder eröffnet, die Besucher flanieren. Noch ist nicht alles gepflastert. «Die letzten schweren Arbeiten, etwa der Neubau von Brücken, werden in den kommenden Wochen abgeschlossen», erklärt die Stadt. Die Straßen sind repariert. Straßen.NRW kümmert sich nun um hochwassergeschädigte Hänge und Brücken. Über die Erftbrücke in Euskirchen soll noch im Juli der Verkehr auf allen vier Spuren fließen. Ende November soll in Jülich die neue, 9,5 Millionen Euro teure Rurbrücke fertig sein.

Eifelstrecke der Bahn unbefahrbar

Wegen des Hochwassers vor zwei Jahren kann die 165 Kilometer lange Eifelstrecke zwischen Köln und Trier immer noch nicht vollständig

befahren werden. Derzeit baut die Bahn an dem zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Kall und Nettersheim. Der von der Flut verdreckte

Schotter wird an Ort und Stelle mit einer Aufbereitungsanlage wieder einsatzfähig gemacht. Im zweiten Quartal 2024 soll die Bahn wieder bis Trier durchfahren. Die 14 Kilometer lange Bahntrasse zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel soll Ende dieses Jahres wieder intakt sein. Bad Münstereifel hat derzeit zwar einen Bahnhof, aber keine Gleise.

Fristen für Anträge verlängert

Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sagt, der Wiederaufbau in Nordrhein-Westfalen komme große Schritte voran. "Daneben gibt es jedoch auch Betroffene, die es bisher - sei es aus emotionalen Gründen oder aufgrund des Alters - noch nicht geschafft haben, einen Antrag zu stellen", sagt die Ministerin. Die Antragsfrist wurde verlängert auf den 30. Juni 2026, die Bewilligungsfrist auf den 31. März 2030.

Viele Betroffene brauchen weiter eine stützende Hilfe. Dies werde noch mindestens zwei Jahre geleistet, versichert die Hilfsorganisation Die Malteser, die in Gemünd das Fluthilfezentrum Schleidener Tal betreibt. Auch in Hagen bleibt das Hochwasserbüro der Arbeiterwohlfahrt bis 2025 offen. Der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor hoch, erklärt die AWO. Nach dem traumatischen Ereignis kommen viele Menschen nur langsam in den Alltag zurück, wie er vor der Flut war. Auch zwei Jahre danach wohnen Menschen noch in provisorischen Unterkünften.

© Radio Euskirchen
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Der Wiederaufbau schreitet voran

Für den Wiederaufbau stehen in Nordrhein-Westfalen 12,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Im Juli 2023 waren davon erst 3,1 Milliarden Euro

bewilligt worden für Privathaushalte, kommunale Infrastruktur und Unternehmen der Wohnungswirtschaft, berichtete das NRW-Bauministerium. Rund 25 000 Anträge von privat geschädigten Menschen für Wiederaufbauhilfen sind gestellt. Davon sind laut Ministerium 92 Prozent abschließend bearbeitet. Heike Schneider, die Leiterin der Stabsstelle Wiederaufbau beim Kreis Euskirchen, sagt, der Beratungsbedarf sei sehr hoch. Fachleute helfen beim Ausfüllen der komplizierten Online-Formulare. "Es gibt immer noch Menschen, die zum ersten Mal kommen", berichtet Schneider. Fast alle Terminangebote würden genutzt.

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